Fazit
Die deutsche Nationalmannschaft verabschiedet sich mit der zweiten peinlichen Vorstellung in Folge und einem 1:8 gegen Tschechien aus der Weltmeisterschaft 2012. Das Team wurde auch heute phasenweise in seine Bestandteile zerlegt und ließ grundlegende Dinge vermissen. Kein Kampf, keine Abstimmung, kein Einsatz! Da werden sich Trainer und Mannschaft in den nächsten Tagen einiges anhören müssen. Selbst das Minimalziel, die Qualifikation für Sotschi 2014, wurde mit Pauken und Trompeten verpasst. So schade das Aus ist, die WM geht natürlich weiter. Und auch in den nächsten Tagen werden wir wie gewohnt von den Spielen berichten. Das war´s aus dem Stockholmer "Globen". Wir verabschieden uns und wünschen (trotz allem) noch einen schönen Abend.

In der Halle ist es übrigens mucksmäuschen still. Auch die deutschen Fans verzichten heute auf ihre Schmähgesänge. Dieser Auftritt macht wirklich jeden sprachlos.

Noch drei Minuten. Zum Glück, muss man sagen.

Die Luft ist völlig raus. Tschechien spielt sich die Scheibe in Ruhe in den eigenen Reihen zu und lässt das DEB-Team hinterherlaufen. Im Angriff war die Truppe von Jakob Kölliker seit einer Ewigkeit nicht mehr.

Die Tschechen kommen hier mit Standgas zu Chancen. Das DEB-Team ist mittlerweile völlig demoralisiert. Und auch auf der Bank reiht sich ein hängender Kopf an den nächsten.

Noch sind sieben Minuten zu spielen. Tschechien will nicht mehr, Deutschland konnte den ganzen Tag schon nicht.

Die Tschechen haben übrigens ihren Torhüter gewechselt. Petr Mrazek ist nun drin.

David Krejčí verschießt! Der Schütze will Endras beinahe schon demütigen und den Puck ins Tor tragen. Das klappt zum Glück aber nicht. Mit der Scheibe am Schläger überquert er die Torlinie.

Penalty für Tschechien! Schubert schmeißt seinen Schläger gegen den frei auf Endras zulaufenden Krejčí hinterher. Klare Sache.

Endras macht gegen Jakub Petružálek die kurze Ecke dicht und entschärft dessen Schuss.

Die beste Minute der Deutschen in diesem Spiel. Mit drei Mann stehen sie quasi auf der Torlinie und verhindern den nächsten Gegentreffer.

Kleine Strafe (2 Minuten) für Nicolai Goc (Deutschland)
Crosscheck Goc, 53 Sekunden 5-vs-3-Überzahl für Tschechien.

Kleine Strafe (2 Minuten) für Sebastian Furchner (Deutschland)
Zack, und schon sitzt der nächste auf der Strafbank. Zeit für das 9:1...

Tooor für Tschechien, 8:1 durch Miroslav Blatak
Die Blamage nimmt ihren Lauf. Diesmal schlägt ein Schuss von der Blauen am linken Pfosten ein. Es ist einfach nur frustrierend, beschämend und schon fast peinlich.

Kleine Strafe (2 Minuten) für Nicolai Goc (Deutschland)
Gocs Gesicht spricht Bände, als er wegen Hakens auf die Strafbank muss. Das ist schlimmer als sieben Tage Regenwetter.

Tooor für Tschechien, 7:1 durch Petr Koukal
Koukal macht ein Tor, dass er sonst nur im Training schafft! Hemsky tanzt mal wieder durch die deutsche Abwehr und spielt dann einen Pass in Zeitlupe auf den am rechten Pfosten stehenden Kouka. Der darf nie und nimmer ankommen. Koukal lenkt das Spielgerät dann ganz easy in die Maschen.

Tschechien hat längst in den Schongang geschaltet. Auch in deren Spiel schleichen sich jetzt viele Unkonzentriertheiten ein. Bei einer Fünf-Tore-Führung ist das aber auch nicht verwunderlich.

Kleine Strafe (2 Minuten) für Thomas Greilinger (Deutschland)
Wieder sieht die Defensive schlecht aus und wieder kann sie sich nur mit einem Foul helfen.

Die Tschechen sind in Gedanken wohl schon beim Viertelfinale und lassen die Scheibe einfach mal hinter dem eigenen Tor liegen. Das DEB-Team kann daraus aber kein Kapital schlagen.

Hier noch eine Rechnung für alle Optimisten. Wir haben immer noch die Chance auf die direkte Olympia-Qualifikation. Dazu muss die Schweiz heute Abend nur mit 13 Toren Unterschied gegen die USA verlieren. Wenn es beim 1:6 bleibt.

Die letzten 20 WM-Minuten für die deutsche Auswahl laufen! Augen zu und durch!

Drittelfazit
Noch 20 Minuten, dann hat das Elend ein Ende. Die tschechische Mannschaft ist in allen Belangen überlegen und hat gegen eine völlig verunsicherte und schon fast verängstigt wirkende Nationalmannschaft überhaupt keine Probleme. Die deutsche Defensive ist ein Torso. Ein Fehler reiht sich an den nächsten. Man kann durchaus gegen diese tschechische Mannschaft verlieren, aber Einsatz, Wille und Kampfbereitschaft gehen dem DEB-Team völlig ab. Wenn die Tschechen gleich ernst machen, wird die Niederlage auch heute wieder zweistellig. Es droht das nächste Debakel.

Ales Hemsky lässt mal eben drei deutsche Spieler stehen wie im Training. Er umkurvt den Einen, dann den Nächsten und lässt auch den Letzten ganz dumm aussehen. Er kommt zwar nicht zum Abschluss, aber allein die Aktion war erwähnenswert.

Hemsky auf Krajíček, aber der findet seinen Meister in Endras.

Die deutschen Fans können einem schon Leid tun. Gut, dass sie mit Stockholm wenigstens eine schöne Stadt besichtigen können.

Michael Frolik hat auf links viel Platz und darf ungehindert draufhalten. Der Schuss wird noch geblockt.

Wird es heute wieder zweistellig? Alles sieht danach aus.

Tooor für Tschechien, 6:1 durch Jiří Novotný
Das ist eine absolute Unverschämtheit, wie sich die deutsche Mannschaft hier präsentiert! Fünf Deutschen stehen im eigenen Drittel rum. Sie stehen! Alle! Die Tschechen sagen Danke, spielen einen scharfen Pass vor das Tor, wo Novotný eingelaufen kommt und Endras ohne Probleme überwindet.

Das ist der Unterschied: Greilinger hat nun seinerseits freie Bahn, aber er bringt den Puck nicht im Tor unter. Das war jetzt mal eine hochkarätige Chance.

Tschechien hat das Spiel souverän im Griff und lässt hier gar nichts anbrennen. Sobald sie einen Gang höher schalten, geht es mit den Deutschen dahin.

Noch sind rund acht Minuten auf der Uhr. Das DEB-Team hat in diesem Drittel zwar häufiger auf das Tor geschossen (9:7), aber die Qualität der Abschlüsse lässt arg zu wünschen übrig.

Damit wurde dann auch der nächste Fehler der Deutschen eiskalt bestraft. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Turnier. Die anderen Nationen sind vor dem Tor einfach abgeklärter und brauchen nur ein Minimum an Chancen, um zu treffen.

Tooor für Tschechien, 5:1 durch David Krejčí
Das hat bei dieser WM noch gefehlt! Jetzt kassieren wir schon Tore in Überzahl! Vorne verspringt der Puck und die Tschechen schalten schnell um. Krejčí wird mit einem Pass von Tenkrat aus der eigenen Hälfte bedient und läuft in Penalty-Manier auf Endras zu. Der Rest ist Formsache.

Kleine Strafe (2 Minuten) für Milan Michalek (Tschechien)
Wegen Behinderung geht Michalek runter.

Kai Hospelt hat jetzt mal viel Platz im gegnerischen Drittel, aber er scheitert am Schlussmann. Mit der zweiten Welle kommt dann Greilinger zum Abschluss. Knapp vorbei.

Knapp 30 Minuten sind gespielt und man kann jetzt schon sagen, dass aus der geplanten Wiedergutmachung nichts wird. Dafür sind die Tschechen einfach zu stark und das DEB-Team zu schwach.

Tschechien spielt vorne viel zu schnell und direkt. Unsere Hintermannschaft sieht da ein ums andere Mal richtig alt aus.

9:1 führen die Tschechen in der Bilanz der Einschussmöglichkeiten. Wenn sie etwas konsequenter wären, könnten sie hier schon höher führen. Allein Dennis Endras stemmt sich wieder einmal erfolgreich gegen den Sturmlauf des Gegners.

Tooor für Tschechien, 4:1 durch Petr Koukal
Nächstes Überzahl-Tor für Tschechien! Lukáš Krajíček hat an der Blauen zu viel Zeit und zieht ab. Koukal hat sich genau vor Endras positioniert und gibt der Scheibe die entscheidende Richtungsänderung mit. Endras hat den Kaffee jetzt schon wieder auf. Auch er kann da nur mit dem Kopf schütteln.

Kleine Strafe (2 Minuten) für Kevin Lavalée (Deutschland)
Für ein Haken geht Lavalée auf die Strafbank.

Justin Krüger kommt nach einem Kink-Check auf rechts an den Puck. Er zieht sofort ab, zielt aber genau auf Jakub Štěpánek.

Der Scheibenbesitz der Tschechen liegt bei gefühlten 80%. Wirklich gefährlich wurde es in diesem Drittel aber erst ein Mal.

Reparatur abgeschlossen, die Partie läuft wieder.

Ales Hemsky verliert das Gleichgewicht und rutscht volles Rohr in Endras rein. Dabei hebt der Tscheche auch gleich noch das Tor aus der Verankerung. Das muss nun erstmal gerichtet werden.

Petr Průcha wird bei einem Konter schön mit einem Querpass eingesetzt. Er hält von rechts drauf und wieder ist Endras da. Aber auch da hat das DEB-Team den Puck ohne Not in der Neutralen hergegeben.

Michael Frolik kommt als Erster im zweiten Drittel zum Schuss. Der ist aber keine Hürde für Endras, der mit den Schonern pariert.

Weiter geht´s im Stockholmer "Globen".

Drittelfazit
Die deutsche Mannschaft ist bemüht, leistet sich aber auch heute wieder haarsträubende Fehler im Abwehrverhalten. Tschechien ist läuferisch stärker und die technisch beschlagenere Mannschaft. Daher geht auch die 3:1-Führung durchaus in Ordnung. Sorgen macht neben der deutschen Defensive auch das Spiel nach vorne. Mickrige fünf Schüsse haben wir in diesem Drittel auf das Tor gebracht. Das ist natürlich viel zu wenig, wenn man hier etwas Zählbares mitnehmen und sich aus eigener Kraft für Sotschi 2014 qualifizieren will.

Jakub Nakládal krümmt sich auf dem Eis. Eigentlich hat er Kink gefoult, aber irgendwie hat er da wohl den Schläger des Deutschen in die Familienjuwelen bekommen.

Die letzten zwei Minuten in diesem ersten Drittel laufen.

Tooor für Tschechien, 3:1 durch Martin Erat
Da konnte unsere Abwehr ausnahmsweise mal gar nichts machen. Tschechien lässt die Scheibe in den eigenen Reihen wunderbar laufen. Drei Pässe kommen wie an der Schnur gezogen und schon ist das DEB-Team aus der Position. Erat zieht ab und vom Schläger von Marcus Kink kullert der Puck ins Tor.

Kleine Strafe (2 Minuten) für Kai Hospelt (Deutschland)
Hospelt steht ungünstig und räumt den mit Schwung anlaufenden Tschechen ab.

Kölliker durfte sich in den letzten Tagen einige Kritik an seiner Systemumstellung gefallen lassen. So wie es hier aussieht, werden die Kritiker auch nach diesem Spiel nicht verstummen.

Christoph Schubert mit einem Verzweiflungsschuss aus dem Nirgendwo. Und genau da geht der Puck auch hin.

Fast das nächste Tor der Tschechen, die wieder einmal in Überzahl auf Endras zulaufen. Diesmal ist die deutsche Abwehr aber in letzter Sekunde da und blockt den Schuss.

Die Tschechen sind spielerisch natürlich deutlich stärker als das DEB-Team einzuordnen, aber die Laufbereitschaft und das Stellungsspiel dürfen auch bei einer unterlegenen Mannschaft stimmen.

Tooor für Tschechien, 2:1 durch Lukáš Krajíček
So langsam wird es lächerlich! Die deutsche Mannschaft lässt jede Zuordnung vermissen. So darf Krajíček im Rücken seines nicht anwesenden Gegenspielers ganz entspannt an den langen Pfosten sprinten. Der Pass von Vondrka kommt zentimetergenau und schon liegt Deutschland wieder zurück. Unglaublich dieses Abwehrverhalten.

Riesenglück für Deutschland, weil Tomas Plekanec den Puck am zweiten Pfosten nicht richtig trifft und so diese dicke Möglichkeit vergibt.

Kleine Strafe (2 Minuten) für Nicolai Goc (Deutschland)
Goc hakt und kassiert die zwei Minuten.

Tooor für Deutschland, 1:1 durch Thomas Greilinger
Ein Eigentor sorgt für den Ausgleich! Greilinger wird auf rechts schön von Schubert eingesetzt und kommt frei zum Schuss. Der Puck prallt gegen den Pfosten und springt von dort direkt an die Kufen von Milan Michalek. Von seinem Schlittschuh rutscht die Scheibe über die Linie.

Mit stoischer Ruhe verfolgt Jakob Kölliker das Geschehen von der Bank. Man sieht, dass die Niederlage gegen Norwegen auch bei ihm tiefe Spuren hinterlassen hat. Glücklich sieht anders aus.

Kleine Strafe (2 Minuten) für Tomáš Mojžíš (Tschechien)
Der Tscheche hält Kink an der Schulter fest und geht dafür in die Kühlbox.

Dennis Endras mit einer Weltklasse-Parade gegen Ales Hemsky, der, überflüssig zu erwähnen, unglaublich viel Platz im deutschen Drittel hatte. Tschechien sucht in diesen ersten Minuten den direkten Weg zum Tor und bringt die deutsche Hintermannschaft damit ordentlich ins Schwimmen.

Petr Tenkrat wird mit zwei schnellen Pässen wunderbar frei gespielt und zieht aus dem Slot ab. Denkbar knapp rauscht der Puck am linken Pfosten vorbei. Auch das war eine richtig gute Möglichkeit der Tschechen.

Das sollte man jetzt nicht unbedingt überbewerten, aber die Körpersprache der Deutschen sieht nicht besonders gut aus. Es scheint als hätte das frühe Gegentor seine Wirkung nicht verfehlt.

Milan Michalek kann auf 2:0 erhöhen, scheitert aber aus kurzer Entfernung an Endras.

Was soll man zu so einem Auftakt sagen? Das DEB-Team gerät zum sechsten Mal im siebten Spiel in Rückstand.

Tooor für Tschechien, 1:0 durch Ales Hemsky
Es geht schon wieder los! Nach 118 Sekunden zappelt der Puck im Tor. Die Tschechen dürfen in aller Seelenruhe durch die neutrale Zone skaten. Doch damit nicht genug. Hemsky geht anschließend völlig unbedrängt in das deutsche Drittel, umkurvt Endras und netzt ein. Wieder einmal ein Gegentor ohne Gegenwehr.

Guter Beginn der Nationalmannschaft, die in den ersten Minuten gut auf die Gegenspieler draufgeht und auch die ersten Aktionen im Angriffsdritel verbuchen kann.

Und auf geht´s! Zeit für Wiedergutmachung - sofern man davon reden kann.

Für das DEB-Team beginnt heute übrigens Dennis Endras zwischen den Pfosten. Der hatte gegen Norwegen ja mit seiner eigenmächtigen Auswechslung inklusive Wutausbruch für Schlagzeilen gesorgt.

Die Mannschaften betreten das Eis. Ein letztes Mal lauschen unsere Jungs der Nationalhymne.

Noch gut fünf Minuten bis zum Eröffnungsbully. Die deutsche Mannschaft läuft heute in ihren weißen Trikots auf, Tschechien tritt in Rot an. Schiedsrichter der Partie sind Vyacheslav Bulanov und Konstantin Olenin aus Russland.

Bester Scorer der deutschen Mannschaft ist Philip Gogulla, der an neun von 13 Toren direkt beteiligt war. Allein sieben direkte Torvorlagen hat er beigesteuert. Bester Torschütze ist Patrick Reimer mit drei Treffern.

Vor diesem letzten WM-Auftritt hier nochmal ein paar Statistiken der Nationalmannschaft. Das DEB-Team ist die zweitschlechteste Überzahl-Mannschaft des Turniers. Und auch in Unterzahl haben nur drei Nationen eine schwächere Bilanz. Nur dank der vier "Ehrentreffer" gegen Norwegen zählt die Kölliker-Truppe nicht mehr zu den beiden offensivschwächsten Teams des Turniers. All das sind Zahlen, die eindeutig gegen eine Viertelfinal-Teilnahme sprechen.

Diese ganze Rechnung hat allerdings einen Haken. Der ist ziemlich groß und heißt Tschechien. Der Gegner der Deutschen könnte sich mit einem Sieg noch an den Norwegern vorbei auf Platz drei schieben und würde damit den Russen im Viertelfinale aus dem Weg gehen. Einen besseren Anreiz kann es kaum geben.

Und auch wenn das große Ziel, die Qualifikation für das Viertelfinale, deutlich verfehlt wurde, so bleibt zumindest noch ein kleiner Wunsch, den sich die Mannschaft heute erfüllen kann. Die direkte Quali für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi. Da die Slowaken aktuell auf einem guten Weg ins Viertelfinale sind, würde es dem DEB-Team reichen, in der Endabrechnung entweder direkt hinter den Slowaken bzw. vor der Schweiz zu landen. Um die Eidgenossen hinter sich zu lassen, muss heute aber mindestens ein Punkt her.

Wie hat das Team den sonntäglichen Schock verdaut? Das dürfte heute wohl die interessanteste Frage sein. Die Spieler flüchteten sich vor dem Spiel in die üblichen Floskeln. "So will sich keiner in den Sommer verabschieden", sagte zum Beispiel Kai Hospelt. Kollege Ullmann äußerte sich ähnlich: "Das war nicht das Gesicht der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Der letzte Eindruck von uns sollte ein anderer sein." Und auch Patrik Reimer meinte: "Keiner hat das Interesse, nochmal so etwas zu erleben." Dem kann man nur zustimmen!