Fazit:
Die Kickers setzen sich im Stadtderby vor eigenem Publikum mit 4:1 durch und bleiben dadurch seit fünf Spielen ungeschlagen, während sich die Jungschwaben mit solchen Leistungen langsam von der Dritten Liga verabschieden sollten. Schon in der zweiten Minute unterlief Benjamin Kirchhoff ein peinliches Eigentor, das sinnbildlich für den gesamten Auftritt der Weiß-Roten steht. In 90 Minuten näherte sich der VfB II nur zweimal dem gegnerischen Kasten drin, einmal war der Ball drin. Der Ehrentreffer von Besuschkow (84.) war aber nur noch Makulatur, denn zuvor wurden die Cannstädter von den Kickers nach allen Regeln der Kunst vorgeführt. Dem frühen Eigentor folgten Treffer von Berko, Leutenecker und Abruscia, die entweder durch schöne Kombinationen oder durch desolate Abwehrfehler eingeleitet wurden. Die Blau-Weißen zeigten eine der besten Saisonleistungen und weckten Erinnerungen an die letzte Spielzeit, in der man den Aufstieg nur knapp verpasst hatte.

Natürlich wissen auch die Gäste, dass eine Aufholjagd völlig unrealistisch ist. Die 22 Akteure warten nur noch auf den Abpfiff.

Die Stuttgarter Kickers werden die Abstiegsränge mit diesem Ergebnis verlassen, der VfB II hingegen hat schon sieben Punkte Rückstand auf das rettende Ufer.

Tooor für VfB Stuttgart II, 4:1 durch Max Besuschkow
Mit der zweiten richtigen Torchance erzielen die Weiß-Roten tatsächlich den Ehrentreffer! Die Hereingabe von der halblinken Seite landet am langen Pfosten bei Marco Grüttner, der per Kopf auf den völlig freien Max Besuschkow ablegt, der nur noch einnicken muss. Da hat die Kickers-Abwehr gepennt.

Jetzt wird Marco Grüttner auf der Gegenseite rund 30 Meter vom Kasten entfernt zu Fall gebracht. Vielleicht sorgt ja ein Standard für Gefahr vor dem Gehäuse des bislang beschäftigungslosen Korbinian Müller.

Francesco Lovrić weiß sich gegen Klaus Gjasula nur mit einem harten Einsteigen zu helfen. Zweikämpfe gewinnen die Mannen mit dem Brustring kaum - wenn ein Blau-Weißer vom Ball getrennt wird, dann auf unfaire Weise.

Gelbe Karte für Stephane Mvibudulu (Stuttgarter Kickers)
Die Kugel ist längst weg, trotzdem checkt Mvibudulu Innenverteidiger Stefan Peric gleich zweimal um. Die Aktion ist mehr als unnötig, vor allem beim Stand von 4:0.

Die Messe ist natürlich gelesen. Allerdings sah es schon von der zweiten Minute an nicht nach einem Punktgewinn für die Gäste aus.

Gelbe Karte für Marco Grüttner (VfB Stuttgart II)

6.980 Zuschauer haben heute den Weg auf die Waldau gefunden. Das Publikum erfreut sich nicht nur an einem sehenswertem Derby, sondern auch an Sonnenschein bei angenehmen Temperaturen.

Auch Alessandro Abruscia holt sich seinen verdienten Applaus ab. Mit Markus Mendler kommt ein schneller Akteur für die rechte Außenbahn.

Erich Berko wird unter tosendem Applaus verabschiedet, in einem starken Kolletiv sorgte er noch für zusätzliche Glanzpunkte. Hätte er nicht so oft im Abseits gestanden, wäre sogar noch mehr drin gewesen.

Beim VfB II sollten sie garnicht mehr vom möglichen Klassenerhalt reden. Wie schon in vorherigen Partien ist die Defensivleistung nicht drittligareif. Die "Absteiger"-Rufe von den Tribünen sind nicht unberechtigt, denn die Weiß-Roten verdienen es mit einer solchen Leistung in einem Derby nicht, die Klasse zu halten.

Tooor für Stuttgarter Kickers, 4:0 durch Alessandro Abruscia
Die Kickers zaubern weiter! Ein weiter Ball aus der eigenen Hälfte landet im Sechszehner bei Erich Berko, der kurz hochschaut, die Übersicht behält und den auf der rechten Seite völlig freistehenden Alessandro Abruscia sieht. Der ehemalige Hoffenheimer zieht aus knapp 15 Metern trocken ab und wuchtet die Kugel ins linke Eck.

Bajram Nebihi beschwert sich bei Tommy Stipić über seine Auswechslung. Die Lust am Spiel ist allen elf Akteuren heute anzumerken.

Der Eckstoß bringt nichts ein, doch der Konter der Weiß-Roten hat es in sich. Daniele Gabriele hat auf dem linken Flügel viel Platz, prescht durch die gegnerische Hälfte und zieht aus rund 20 Metern ab. Der Schuss ist potent, aber zu unplatziert, sodass Korbinian Müller zum Eckball abwehren kann. Nichtsdestotrotz haben wir die Ehre, dem VfB Stuttgart II nach gut 60 Minuten zur ersten klaren Torchance gratulieren zu dürfen!

Bajram Nebihi spatziert wieder unbedrängt an der Strafraumgrenze entlang und sieht den aufgerückten Fabio Leutenecker. Der Rechtsverteidiger holt im Zweikampf mit seinem Gegenspieler einen Eckball heraus.

Während Walter Thomae konsterniert am Seitenrand steht, gibt Kickers-Coach Tommy Stipić weiterhin lautstark Anweisungen. Es ist unschwer zu erkennen, wie sich die Blau-Weißen seit der Amtsübernahme Stipićs im November verbessert haben.

Die schlechten Nachrichten für den VfB nehmen kein Ende. Soeben musste die Profimannschaft in Darmstadt den Ausgleich hinnehmen, nach dem Tor von Niemeyer steht es 2:2.

Jetzt hat Abruscia auf der linken Seite Platz, die Nummer 25 drischt die Pille aus kurzer Distanz aber auf die Tribüne.

Von den Gästen kommt keine Reaktion. Der Auftritt der Kickers erinnert hingegen an die starke vergangenen Saison, die die Degerlocher auf dem vierten Platz beendet hatten.

Gelbe Karte für Alessandro Abruscia (Stuttgarter Kickers)

Edisson Jordanov macht sich zum Freistoß bereit und zirkelt das Leder über die Mauer in Richtung linkes oberes Eck. Benjamin Uphoff kann nur zitternd mitansehen, wie der Ball von der Querlatte ins Feld zurück prallt und schließlich von einem Abwehrspieler aus der Gefahrenzone gebannt werden kann.

Bajram Nebihi setzt sich an der Strafraumgrenze gegen zwei Mann durch und legt auf Berko ab, der knapp 20 Meter vor dem Kasten von Stefan Peric zu Fall gebracht wird.

Der zweite Durchgang beginnt so, wie der erste aufgehört hat: Das Leder rollt durch die Reihen der Kickers.

Mit Tobias Rathgeb setzt VfB-Coach Walter Thomae auf Erfahrung. Der 33-jährige Ex-Rostocker übernimmt auch gleich die Kapitänsbinde.

Halbzeitfazit:
Erbärmlich, desolat, peinlich, beschämend - Adjektive dieser Art beschreiben den bisherigen Auftritt der Zweitvertretung des VfB. Schon von der ersten Minute an machte die Elf von Walter Thomae klar, dass sie heute keine Gegenwehr leisten würde. Benjamin Kirchhoff erzielte schon nach 180 Sekunden ein Eigentor für die Rubrik "Pleiten, Pech und Pannen". Danach kam von den Jungschwaben nichts mehr. Die Kickers hingegen spielten frei auf, die Lust auf Fußball und auf das Derby war den Blau-Weißen deutlich anzumerken. Der bärenstarke Erich Berko (32.) und Fabio Leutenecker (44.) erzielten die weiteren Tore zur 3:0-Führung, die auch in der Höhe völlig in Ordnung geht. Ein großes Kompliment an Kickers-Trainer Tommy Stipić, der seine Mannschaft optimal auf das Spiel gegen den Lokalrivalen vorbereitet hat.

Tooor für Stuttgarter Kickers, 3:0 durch Fabio Leutenecker
Unglaublich! Völlig unbedrängt darf Fabio Leutenecker sein erstes Saisontor erzielen. Auf seiner rechten Seite wird der Außenverteidiger nicht angegriffen und darf unbedrängt zu Bajram Nebihi weiterleiten. Der 27-Jährige dringt in den Sechszehner ein, lässt zwei Gegenspieler wie Fahnenstangen stehen und schießt einen dritten an. Von dem prallt das Leder in den Rückraum zu Leutenecker, der mit einem strammen Rechtsschuss aus fünf Metern ins kurze Eck abschließt.

Immerhin holen die Gäste mal einen Eckball von der rechten Seite heraus, doch die Hereingabe landet genau in den Armen von Korbinian Müller.

Sind das hier die Stuttgarter Kickers oder ist das der FC Barcelona? Bis auf die Trikotfarbe sind kaum Unterschiede zu erkennen. Die Blau-Weißen dribbeln sich durch die gegnerische Hälfte und spielen sich die Kugel mit der Hacke zu, bis Erich Berko aus 20 Metern zum Schuss kommt. Diesmal rollt der Abschluss des 21-Jährigen aber knapp am rechten Pfosten vorbei.

Jetzt versucht sich Berko selbst als Vorlagengeber. Ein Pass in die Spitze landet bei Marc Stein, der aber im direkten Duell mit Uphoff das Nachsehen hat.

Die beiden Treffer waren übrigens die Gegentore 51 und 52 für den VfB. Nur der Abwehrverbund von Fortuna Köln ist noch löchriger, die Domstädter kassierten in dieser Saison bereits 60 Treffer.

Jetzt taucht Berko plötzlich auf der rechten Seite auf, doch der Angreifer wandelt immer auf einem schmalen Grad und wird nun aufgrund einer Abseitsstellung zurückgepfiffen.

Tooor für Stuttgarter Kickers, 2:0 durch Erich Berko
Die Kickers erzielen die völlig verdiente 2:0-Führung! Edisson Jordanov spielt einen diagonalen Zuckerpass durch die Abwehrreihe des VfB. Erich Berko taucht auf der linken Seite auf, wo er gleich zwei Verteidiger abhängt und mit einem platzierten Linksschuss aus 20 Metern souverän einnetzt.

Bajram Nebihi startet an der Mittelinie und macht sich mit dem Ball am Fuß auf und davon. 20 Meter vor dem Tor spielt er einen Doppelpass mit Jordanov, dann zieht er ab. Der Schuss ist aber zu ungenau und landet in den Armen von Benjamin Uphoff.

Gelbe Karte für Benjamin Kirchhoff (VfB Stuttgart II)
Nach seinem dämlichen Eigentor sieht der Innenverteidiger eine ähnlich dämliche Gelbe Karte. Der Ball ist schon längst weg, doch der gebürtige Frankfurter steigt trotzdem hart in den Gegenspieler ein.

Ein schneller Konter findet Alessandro Abruscia auf der rechten Außenbahn. Der Italiener dringt bis zur Torauslinie vor und bringt eine scharfe Flanke vor den gegnerischen Kasten, wo Sandrino Braun die Brustannahme versucht, die Kugel dabei aber verliert.

Cacau ist nach seiner Verletzung wohl doch noch nicht komplett fit und muss schon früh für Max Besuschkow Platz machen.

Auf einmal tauchen die Gäste vor dem gegnerischen Kasten auf. Marvin Wanitzek schlägt einen Freistoß aus rund 30 Metern von der linken Seite in den Sechszehner, wo Marco Grüttner völlig frei zum Kopfball kommt. Allerdings hebt der Assistent korrekterweise die Fahne.

Das Fazit der ersten gut 20 Minuten: Die Kickers nehmen das Derby an und spielen mit Herzblut. Der bisherige Auftritt des VfB wirkt hingegen sehr lustlos, aufgrund der prekären Tabellenlage sind die Spieler wohl auch etwas gehemmt. Trotzdem darf ein Eigentor wie das von Benjamin Kirchhoff nicht passieren, weder in der Bundes- noch in der Kreisliga.

Schon zum zweiten Mal hat Erich Berko viel Platz, wird aber vom Assistenten wegen einer Abseitsposition zurückgewunken.

Ach, Cacau spielt auch mit? Der ehemalige Nationalspieler kann bislang keine Akzente setzen, denn die Kugel kommt kaum in die Hälfte der Kickers. Jetzt bekommt der Deutsch-Brasilianer mal das Leder, doch der Kullerball aus 30 Metern trudelt am linken Pfosten vorbei.

Alessandro Abruscia bekommen die Weiß-Roten nicht unter Kontrolle. Jetzt wird 25-jährige Italiener am Mittelkreis gefällt, es gibt wieder einmal Freistoß für die Kickers.

Erich Berko dringt über links unbedrängt in den Strafraum ein und zieht ab! Gästekeeper Benjamin Uphoff hat den Schuss eigentlich unter Kontrolle, wird jedoch von Sandrino Braun bedrängt, der sofort zu Edisson Jordanov weiterleitet. Der tanzt einen Verteidiger aus und visiert aus kurzer Distanz das rechte Eck an. Da hat sich aber schon ein weiterer Abwehrspieler postiert, der den Schuss abwehrt.

Mete Celik wird an der Außenlinie von Alessandro Abruscia bedrängt, Letzterer kann das Leder ins Seitenaus abwehren. Das frühe Pressing der Degerlocher zeigt Wirkung, der VfB kommt kaum aus der eigenen Hälfte.

Jetzt unterbrechen aber kleine Nickligkeiten die Partie. Cacau hilft an der Mittelinie aus und grätscht einem Gegenspieler das Spielgerät vom Fuß.

Die Hausherren bleiben am Drücker. Der VfB muss dringend wach werden, um nicht bald noch einen Treffer zu kassieren.

Tooor für Stuttgarter Kickers, 1:0 durch Benjamin Kirchhoff (Eigentor)
Was für ein dummes Eigentor! Eine Flanke von der linken Seite kommt weder besonders hoch noch besonders platziert in den Sechszehner. Kirchhoff könnte das Leder unbedrängt aus der Gefahrenzone klären, doch er bolzt die Kugel aus kurzer Distanz in die eigenen Maschen. Benjamin Uphoff ist machtlos, mit sowas rechnet man auch nicht.

Die Stimmung auf den Rängen ist prächtig, nur die Markierungen auf dem Rasen wirken etwas störend. Vor kurzem wurde hier auf der Waldau American Football gespielt.

Das Leder rollt! Die Hausherren treten komplett in blau an, der VfB spielt in rot.

Insgesamt ist die Bilanz zwischen den Lokalrivalen ausgeglichen. Von 22 Pflichtspielen konnte der VfB neun gewinnen, die Blau-Weißen gingen sieben Mal als Sieger vom Platz. Sechs Aufeinandertreffen endeten remis.

Das Hinspiel konnte übrigens der VfB für sich entscheiden. Am 18.10.2015 gingen zwar die Degerlocher durch einen Treffer von Edisson Jordanov (47.) in Führung, doch Marco Grüttner und Daniele Gabriele (67. und 80.) drehten die Partie zugunsten der Weiß-Roten.

Kickers-Übungsleiter Tomislav Stipić und Cacau kennen sich übrigens noch aus alten Zeiten im bayrischen Amateurfußball. Der Coach sprach im Vorfeld des Derbys in höchsten Tönen vom Deutsch-Brasilianer: "Er hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich, und wenn man sieht, wie bescheiden er ist, welch warmes Lachen er hat, dann hätte ich ihn natürlich auch gerne in meiner Mannschaft".

Wer heute auf dem Platz steht, kann jetzt mit einem Klick auf "Spielschema" eingesehen werden. Bei den Kickers fehlen Klaus, Ikeng, Sliskovic, Calamita und Fischer verletzt. VfB-Coach Walter Thomae hat hingegen keine Ausfälle zu beklagen, Ex-Nationalspieler Cacau steht nach einer Zerrung wieder in der Startelf.

Trotz der Rivalität herrschte zwischen beiden Klubs in den letzten Jahren ein reger Austausch in Sachen Spielermaterial. Die jetzigen Kickers-Akteure Klaus, Sattelmaier, Bihr, Leutenecker, Abruscia, Ikeng, Fischer und Calamita wurden allersamt beim VfB ausgebildet, Gratas Sirgėdas und Erich Berko liefen sogar noch in der letzten Saison für die Mannschaft mit dem Brustring auf.

Die Brisanz dieses Derbys wurde schon lange vor dem Anpfiff ersichtlich: Die übliche gemeinsame Pressekonferenz wurde von beiden Trainern abgelehnt. Obwohl die Profimannschaft des VfB zeitgleich spielt, werden rund 6.000 Zuschauer erwartet.

Das Problem der Stuttgarter Mannschaften ist allerdings, dass (abgesehen von Wehen Wiesbaden) auch die Konkurrenz punktet. Die direkten Rivalen aus Erfurt, Bremen oder Rostock nahmen aus den letzten fünf Spielen mindestens fünf Zähler mit. So kommt es, dass die Kickers trotz der guten Serie immer noch unter dem Strich stehen, die Zweitmannschaft des VfB gar vier Punkte vom rettenden Ufer entfernt ist.

Bei beiden Teams war in den vergangenen Wochen ein leichter Aufwärtstrend zu verzeichnen, jeweils acht Punkte konnten beide Mannschaften in den letzten fünf Spielen einfahren. Die Kickers schafften es auswärts bei den Spitzenteams aus Dresden und Großaspach gar zu beachtlichen 1:1-Punkteteilungen.