Fazit
Die Italiener bleiben bei 54 Jahren ohne Testspielsieg gegen Frankreich und verlieren daheim in Bari gegen den Vizeeuropameister mit 1:3. Nach dem erfrischend offenen ersten Abschnitt fiel die Spielkurve zwangsläufig durch die vielen Wechsel in untere Bereiche. Selten konnten die Azzurri bis etwa Minute 70, die Franzosen danach Offensivakzente setzen, wobei es wie schon im ersten Durchgang die Équipe Tricolore war, die vor dem Tor Nerven bewies und den Ball ein weiteres Mal ins Netz brachte. Italien jedoch zeigte, dass die EM keine Eintagsfliege war und auch unter dem neuen Coach mit viel Herz und Leidenschaft gefightet wird, während Frankreich heute erstaunlich souverän und kaltschnäuzig agierte. Ohne den Druck einer Heim-EM kann von diesem Team wohl noch mehr erwartet werden! Die Squadra Azzurra steigt am Wochenende in den Flieger nach Israel um die WM-Quali zu beginnen, Frankreich muss in Borisov gegen Weißrussland sein erstes Quali-Spiel seit drei Jahren bestreiten.

... diese wird kurz ausgeführt, doch die flache Hereingabe von Verratti wird abgefangen, das war's!

Letzte Aktion des Spiels: Italien bei einer Ecke...

Gelbe Karte für Andrea Belotti (Italien)
Der Stürmer geht wohl etwas aus Frust mit überhartem Körpereinsatz gegen den ohnehin robusten Sissoko zu Werke und sieht zurecht Gelb.

Drei Minuten gibt es aufgrund der Wechsel oben drauf, Italien scheint kaum noch Bemühungen anzustellen etwas am Ergebnis zu verändern.

... Pogba darf bei seiner Rückkehr nach Italien selbst schießen, umkurvt auch halb hoch die Mauer, aber Donnarumma hat das früh gesehen und kann die Kugel einfach parieren.

Pogba holt einen Freistoß aus zentraler Position heraus - Payet kann diese Distanz aus gut 25 Metern sehr gut...

Die Italiener haben aus ihrer starken Phase kein Kapital schlagen können und müssen mit dem ersten ernsthaften Torschuss Frankreichs gleich das dritte Ding schlucken. Bitter, aber nicht gänzlich unverdient.

Tooor für Frankreich, 1:3 durch Layvin Kurzawa
Kurzawa entscheidet das Spiel wohl! Frankreich muss seinen Angriff mehrmals neu aufbauen und sorgt damit wohl für Konzentrationsprobleme bei der italienischen Abwehr. Letztlich ist Pogba bedrängt im Strafraum, setzt den links startenden Kurzawa klasse steil ein, und als alle Welt mit einer Hereingabe rechnet, versenkt der Linksverteidiger aus sehr spitzem Winkel im kurzen Eck. Donnarumma zahlt im ersten Spiel Lehrgeld, den darf er nicht durch lassen.

Schön gespielt! Pogba leitet den Angriff über links mit Payet ein, der den überlaufenden Kurzawa einsetzt. Der Pariser legt in den Sechzehner eindringend quer auf Gignac, doch Donnarumma hat aufgepasst und geht katzenartig dazwischen, stark interveniert vom 17-jährigen Milan-Torwart.

Von den Franzosen haben wir nun schon länger nichts mehr offensiv gesehen, auch Dembélé hängt in der Luft. Italien versucht nun so etwas wie Druck auszubauen, sofern das in dieser Freundschaftskick-Atmosphäre mit den vielen Wechseln überhaupt möglich ist.

Endlich wieder ein Abschluss! Candreva wird auf rechts frei kombiniert, flankt gefühlvoll in die Mitte, wo der lange Pellè am höchsten steigt, den Kopfstoß aber doch deutlich über das Gehäuse befördert.

Die Wechsel verdicken den Spielfluss deutlich, Ballstafetten sehen wir nun nur noch selten. Hoffentlich kommt doch noch eine Strafraumaktion zustande in den letzten gut 20 Minuten.

Frankreich-Legionär Verratti bestreitet sein erstes Länderspiel seit Monaten - die EM hatte er ja nach einer Knöchelverletzung verpasst.

Candreva, zuletzt nur Ersatz bei seinem neuen Verein Inter, macht nach wie vor viel Dampf auf der rechten Seite und scheint das Spiel heute für Eigenwerbung nutzen zu wollen.

Da ist der 19-jährige, der nach nur einer starken Spielzeit in Frankreich heute berücksichtigt wird. Auch Tottenham-Neuzugang Sissoko kommt nun auf den Rasen.

BVB-Hoffnung Dembélé wird von Deschamps von der Aufwärmbahn genommen, gleich wird der Jungspund sein Debüt für les Bleus feiern.

Montolivo aus der Distanz! Der Mittelfeldmann mit der deutschen Mutter packt aus gut 20 Metern die Brechstange aus und setzt einen Strich in Richtung Tor. Der Ball flattert und ist nicht leicht abzuwehren, aber Mandanda ist eine starke Nummer zwei und kann das Ding zur Seite klären.

Die Équipe tricolore ist noch etwas aktiver bisher, aber viel kommt da auch nicht. Italien lässt nichts mehr von der starken Druckphase vor dem Pausenpfiff sehen.

Guter Schuss erneut von Griezmann von der rechten Seite kommend, aber die Kugel geht schon deutlich links am Kasten vorbei, Donnarumma muss nicht eingreifen.

Das Spiel ist noch etwas stockend im zweiten Abschnitt, die Findungsphase dauert wohl doch noch ein Weilchen. Beide Mannschaften haben aber sicherlich auch den WM-Quali-Beginn in wenigen Tagen im Kopf - Italien in Israel, Frankreich muss nach Weißrussland.

Einige Minuten Findungsphase für die Neuen, dann ergreifen die Gäste die Kontrolle und lassen den Ball in ihren Reihen laufen.

Unter den Wechseln ist besonders die Einwechslung des 17-jährigen Keepers Donnarumma bemerkenswert, der damit sein Debüt feiert und zum jüngsten A-Nationalmannschaftstormann aller Zeiten in Italien aufsteigt.

Der Ball rollt wieder, es gab einige Wechsel auf beiden Seiten.

Halbzeitfazit
In einem munteren Freundschaftsspiel führt der Gast aus Frankreich zur Pause mit 1:2 in Italien. Das Spiel hat zwar kein Wettkampfniveau, kann aber durch seine erfrischende Offenheit durchaus für Unterhaltung in Bari sorgen. Beide Teams hatten im ersten Durchgang ihre starken Phasen, sodass ein Unentschieden wohl etwas gerechter gewesen wäre. Bisher ist der Vizeeuropameister etwas kaltschnäuziger vor dem Tor, aber die Italiener scheinen auch unter ihrem neuen Coach Ventura sehr leidenschaftlich und beherzt aufzutreten. Sollten die kommenden Wechsel den Rhythmus nicht komplett auf den Kopf stellen, könnten noch ein paar Treffer heute fallen!

Gute Möglichkeit für die Gastgeber! Candreva macht auf rechts immer wieder Betrieb, lässt einmal mehr Kurzawa aussteigen und flankt in die Mitte, wo Pellè allerdings verpasst und Éders Abschluss im Fünfer geblockt wird.

Das Tempo des Spiels ist verständlicherweise nicht das höchste, dennoch packen die starken Individualisten auf dem Rasen immer mal wieder einen klasse Pass aus und sorgen so für interessante Überraschungsmomente. Es wird hier noch einiges passieren!

Zu langsam zu Ende gespielt! Die Italiener drücken nun und lassen Frankreich somit Platz für Konter, aber Giroud spielt das am Strafraum zu ungenau auf Griezmann weiter, der Superstar hat keine Chancen heranzukommen weil Astori dazwischen geht.

Nach einer feinen Kombination der Italiener kommt die Kugel über De Rossi und Bonaventura auf rechts zu Candreva, der sich allerdings in einem etwas zu spitzen Winkel befindet und daher das Leder klar links vorbei drischt.

Éder ist heute sehr beweglich und bietet sich immer wieder auch bei langen Bällen an. Mit Inter ist er katastrophal in die Spielzeit gestartet, bei den Azzurri ist er aktuell nicht wegzudenken.

Nach einem langen Ball von Chiellini legt Pellè mit der Brust für Sturmpartner Éder ab, der allerdings den Körper nicht hinter den Ball bekommt und in den Nachthimmel schießt.

Aufregung in Bari! Nach einer Ecke köpft De Rossi erneut Richtung Kasten, wird dabei aber von Kurzawa geblockt. Die Italiener reklamieren Handspiel, aber der Arm war am Körper angelegt, weiter geht's.

Die Italiener sind wieder dran: Chiellini will offensiv einen Akzent setzen, wird mit seinem verheißungsvollen Fernschuss aber zur Ecke geblockt. Diese bringt allerdings nichts ein.

Tooor für Frankreich, 1:2 durch Olivier Giroud
Wieder zappelt der Ball im Netz! Nach einer zu kurz geklärten Ecke kommt das Leder zurück in den Sechzehner, wo Kurzawa mit dem Kopf an den Fünfer weiterleitet, wo wiederum Giroud perfekt mit links volley nimmt und Buffon damit rechts versenkend keine Chance lässt, Giroud beweist seinen Torriecher!

Frankreich scheint den Kopf nicht hängen zu lassen und wirkt auch nach dem Ausgleich ein wenig spritziger. Vor allem Griezmann ist motiviert.

Es ist nun ein offenes Spiel, beide Abwehrreihen scheinen wie bei Freundschaftsspielen üblich nicht mit der ganz großen Konzentration zu agieren, sodass sich Chancen aus dem Nichts ergeben. So kann es weitergehen!

Tooor für Italien, 1:1 durch Graziano Pellè
Jetzt geht es hier Schlag auf Schlag! Éder zieht auf der rechten Seite an, spielt kaum angegriffen flach in den Strafraum, wo Pellè sträflich frei die Kugel annehmen kann, mit einer Drehung Varane verlädt und flach mit links im rechten Eck versenkt - auch Mandanda wird da auf dem falschen Fuß erwischt und kann nichts mehr ausrichten, starker Abschluss!

Das Tor hat sich ein wenig abgezeichnet, denn die Froanzosen haben das Spiel nach guter Anfangsphase der Gastgeber ein wenig an sich reißen können. Dennoch konnte wohl niemand mit einem klasse Pass wie demvon Pogba rechnen, große Kunst!

Tooor für Frankreich, 0:1 durch Anthony Martial
Kein Abseits, der Treffer zählt! Pogba spielt die Kugel aus dem Rückraum mit einem Steilpass in die Spitze, wo Chiellini sich einmal mehr am heutigen Abend verschätzt, nicht an den Ball kommt und damit Martial frei auf Buffon laufen lässt. Der Youngster bleibt cool und erzielt am großen Ex-Welttorhüter rechts vorbeilegend sein erstes Länderspieltor!

Chiellini zeigt eine leichte Unsicherheit und spielt den Ball unter Druck in die Beine Griezmanns, der erstmals am heutigen Abend für die Franzosen abschließt, doch Astori kann den Schuss mit Stellungsspiel blocken.

Die Gäste reagieren auf den druckvollen Beginn der Heimmannschaft mit längeren Ballbesitzpassagen - Sicherheit gewinnen, den Gegner laufen lassen, sich an die schwülen Bedingungen gewöhnen ist nun das Rezept.

Jetzt gehen auch die Bleus ein wenig früher an den Mann und machen es den Azzurri schwerer. Ausgeglichenes Spiel aktuell.

... selbiger bringt die Pille hoch herein, wo De Rossis Kopfball geblockt wird und der Ur-Römer beim Versuch des Nachschusses abgepfiffen wird - das war zu ungestüm.

Die Franzosen geben die Bälle noch viel zu leicht her durch das frühe Pressing der Gastgeber. Candreva holt einen Freistoß auf der rechten Seite heraus...

Italien wirkt in den ersten Minuten ballsicherer und scheint das Spiel machen zu wollen. Obwohl die Azzurri sich bei der EM eher mit Kontergelegenheiten über Wasser hielten, könnten wir heute eine neuen taktische Ausrichtung von Ventura sehen.

Gelbe Karte für Djibril Sidibé (Frankreich)

Erste gute Chance für die Gastgeber! Nach einer Ecke von Candreva fällt die Kugel zentral im Strafraum wie ein Stein herunter, sodass Pellè den Ball flach mit Rechts nehmen kann, mit dem Volley aber knapp rechts vorbei schießt. Da war Frankreich noch gar nichts beim Mann!

Leicht verspätet geht es los, die Italiener präsentieren heute ihre neuen weißen Auswärtstrikots dem Heimpublikum, sodass wir heute Les Bleus in ihren blauen Heimfarben sehen. Die Hosen sind dagegen vice versa.

Offensiv haben wir von den Gästen nun schon seit einiger Zeit gar nichts mehr gesehen, Italien versucht nun so etwas wie Druck aufzubauen, sofern das in dieser Freundschaftsspielatmosphäre mit den vielen Wechseln möglich ist.

Die Hymnen sind gelaufen, gleich gehts los unter der Regie des niederländischen Schiedsrichters Björn Kuipers!

Schwüle Temperaturen in Süditalien, lediglich eine leichte Brise kommt hier in Apulien von der Adria herüber. Es wird trotz des späten Uhrzeit ein anstrengendes Freundschaftsspiel werden, in dem wir wohl auch Trinkpausen sehen werden.

Die Gäste aus dem Westen kommen ebenfalls mit einer konkurrenzfähigen Truppe auf den Rasen. Stammtorwart und Kapitän Hugo Lloris fehlt heute zwar verletzt, wird jedoch vom gleichsam starken Mandanda ersetzt. Auch die Nicht-Nominierung der beiden in die Jahre gekommenen EM-Außenverteidiger Evra und Sagna ist heute kein herber Verlust - Kurzawa auf links hat sich zur Stammkraft bei PSG gemausert, während mit Sidibé auf rechts der einzige Debütant auf dem Platz seinen Einsatz durch zuletzt bärenstarke Auftritte mit Monaco verdiente. Pogba, Kanté und Matuidi bilden das bekannte Mittelfeld, ebenso wie die drei etablierten Griezmann, Martial und Spitze Giroud davor.

Die Italiener nehmen dieses erste Spiel ihres neuen Nationaltrainers ernst und beginnen mit einer Formation, wie wir sie auch bei der EM hätten sehen können. Vor Buffon bilden Chiellini und Barzagli die Dreierkette heute jedoch mit Astori, der Bonucci ersetzt. De Sciglio und Candreva bilden sie außen, während Routinier De Rossi gemeinsam mit Parolo und Bonaventura ein kompaktes Mittelfeld aufbietet. Vorne werden wir wie schon bei der EM die beiden flexiblen Spitzen Éder und Pellè sehen, obwohl letzterer inzwischen in China kickt und einige Flugstunden in den Beinen hat.

Die Statistik weist ein zweischneidiges Schwert für diese Partie aus. Zwar konnte Italien seit 1962(!, 2:1 in Florenz) nicht mehr gegen Frankreich in einem Freundschaftsspiel gewinnen, jedoch spricht die Gesamtbilanz trotzdem eindeutig für die Azzurri, die 18 Siege gegenüber von nur neun Niederlagen verbuchen können. Hier zeigt sich wieder: Wenn es in einem Turnier drauf an kommt, sind die Italiener da.

Conte jedoch verabschiedete sich nach der EM zu Chelsea und machte Platz für Giampiero Ventura. Kein Jungspund mit frischen Wind, sondern ein 69-jähriger Trainerfuchs, der zuletzt bei Torino für positive Ergebnisse sorgte und diese Übergangsphase der Azzurri weiterführen soll. In der Tat nominierte der neue Mister an der Seitenlinie überwiegend die EM-Helden und machte auch bei vermeintlich alten Eisen wie Buffon, Barzagli oder De Rossi nicht Halt - alle drei sind auch heute wieder dabei.

Italien wurden diese gute Aussichten lange Zeit in Abrede gestellt. Zu alte Spieler, zu schwache Liga, kein Tempo - all diese Vorwürfe hagelten vor der EM auf das Team von Antonio Conte ein. Der jedoch bewies es auf Anhieb allen, marschierte überraschend durchs Turnier und hatte selbst Weltmeister Deutschland in Elfmeterschießen am Rande einer Niederlage. Italien feierte seine Helden nach lange nach dem Viertelfinal-Aus als Überraschung des Turniers und zeigte einmal mehr, was mannschaftlicher Zusammenhalt und taktische Finesse alles ausmachen können.

Und diese Haltung kommt nicht von ungefähr. Schließlich ist es Fakt, dass Les Bleus über eine außerordentlich junge und talentierte Mannschaft verfügen, die mit ihrer Achse Varane-Pogba-Griezmann bereits heute zur Weltspitze gehört, ihre besten Jahre dabei allerdings noch vor sich hat. Während Pogba beim EM-Turnier die Sternstunden fehlten, ging Griezmanns Stern dabei erst richtig auf: Torschützenkönig (6 Treffer) und Bester Spieler des Turniers - der Stürmer von Atlético Madrid hat den Durchbruch mit 25 Jahren endgültig geschafft und scheint bereits ein Kandidat für den Ballon d'Or zu sein.

Knapp sieben Wochen sind seit dem schmachvollen EM-Finale in St. Denis inzwischen vergangen. Sieben Wochen, in denen ganz Frankreich rätselte, wie es dazu kommen konnte, den EM-Titel im eigenen Land im Finale gegen ein ganz und gar nicht überragendes Team aus Portugal aus den Händen gleiten zu lassen. Letztlich wurde im Hexagon aber nicht nur draufgehauen – bereits kurz nach dem Finale obsiegte der Optimismus, der dem leidgeplagten Land ein gutes Heimturnier bescheinigte und hoffnungsvoll auf die kommende WM in Russland zu blicken erlaubt.