Fazit:
Vor Frust und Erschöpfung können die Gastgeber kaum noch laufen, als endlich der Schlusspfiff ertönt. Irland gewinnt dank mehr Erfahrung, mehr Technik und mehr Konsequenz verdient mit 4:0 gegen letztlich überforderte Esten. Waters und Keane schossen die bedienten Balten mit jeweils zwei Treffern aus allen ihren Träumen. Damit zieht der Favorit in die Endrunde ein, was an der tollen Leistung der Esten, betrachtet man die gesamte Qualifikation, aber nichts ändert.

Gelbe Karte für Sergei Pareiko (Estland)
Der Keeper der Esten beschwert sich frustriert beim Schiedsrichter, der sich das nicht gefallen lässt...

Tooor für Irland, 0:4 durch Robbie Keane
Souverän schiebt der irische Kapitän unten rechts ins Tor und erzielt damit sein zweites Tor in Talinn.

Gelbe Karte für Ats Purje (Estland)
Nach einer leichten Berührung von Purje kommt im Strafraum der Esten zu Fall. Der Unparteiische sieht darin ein Strafstoß-würdiges Foul. Diese Meinung wird nicht jeder teilen, was den Iren aber egal sein dürfte.

Elfmeter für Irland!

Drei Tore haben die Iren unter ihrem italienischen Trainer noch nie geschossen. Ein also in jeder Hinsicht bemerkenswerter Abend für die Gäste, denen Trapattoni aber natürlich schon im Interesse des Sportsgeistes verbieten wird, die EM-Teilnahme zu feiern. An der Freude in der Heimat von Keane und Kollegen wird das wenig ändern.

Einwechslung bei Irland: Simon Cox
Der doppelte Torschütze verlässt den Platz und wird von seiner Bank abgeklatscht. Nicht ohne Grund.

Estland kann nicht mehr wechseln und spielt die letzten Minuten dank der beiden Platzverweise ohne seine Innenverteidiger. Einen Unterschied macht das jetzt aber nicht mehr.

Einwechslung bei Irland: Keith Fahey
Der Sieg ist sicher und Trapattoni gibt auch seinen Bankspielern etwas Rasenzeit.

Gelb-Rote Karte für Raio Piiroja (Estland)
Der Alptraum der Esten geht weiter: Piiroja spielt im Zweikampf mit Keane den Ball mit der Hand und wird dafür vom Platz gestellt. Der Kapitän der Esten wird damit endgültig zur tragischen Figur in einem traurigen Team.

Einwechslung bei Irland: Stephen Hunt
Der nach dem Zusammenprall immer noch angeschlagene Duff darf sich ausruhen.

Tooor für Irland, 0:3 durch Robbie Keane
Der folgende Freistoß hat Folgen: Andrews haut aus 25 Metern drauf und sein eher ungezielter Schuss wird gefährlich abgefälscht. Mit viel Mühe kann Pareiko den Ball noch aufhalten, doch er legt ihn Keane genau vor die Füße. Der hat keine Mühe, locker abzustauben und das irische Glück komplett zu machen. Damit dürfte Irland, wenn es im Rückspiel kein baltisches Wunder gibt, bei der EM teilnehmen.

Gelbe Karte für Raio Piiroja (Estland)
Zu ungestüm, was der Este im Zweikampf macht. Die Verwarnung war überfällig.

Einwechslung bei Estland: Ats Purje
Und der dritte Wechsel der Gastgeber. Trapattoni scheint mit seinem Team zufriedener zu sein, die Iren haben noch nicht gewechselt.

Tooor für Irland, 0:2 durch Jon Walters
Die Entscheidung: Nach einem satten Fernschuss von McGeady kann Pareiko nur prallen lassen und so kommt Keane im baltischen Strafraum an den Ball. Doch statt den überhasteten Abschluss aus spitzem Winkel zu suchen, behält der irische Veteran die Übersicht. Locker hebt er den Ball an den zweiten Pfosten, wo Walters seine Masse in den Ball wirft. Dem hat kein Este etwas entgegen zu setzen und damit ist die irische Führung solide ausgebaut.

Mit dem Abtauchen von Vassiljev hat das Spiel der Esten deutlich an Durchschlagskraft verloren. Dass er aber immer noch auf dem Platz steht, zeigt der Antreiber der Gastgeber jetzt mit einem tollen Seitenwechsel, der seinem Mitspieler aber verspringt. Es gibt Einwurf für Irland.

Duff bleibt verletzt liegen und das Spiel ist unterbrochen. Schuld an seinen Schmerzen ist ein Mitspieler: Whelan hatte den deutlich kleineren Techniker umgerannt.

Einwechslung bei Estland: Joel Lindpere
Mit dem bei Red Bull New York spielenden Stürmer bringt Estland den zweiten Einwechselspieler.

Voskoboinikov macht viel Betrieb. Nach einem weiten Ball aus dem linken Halbfeld liefert er sich mit St Ledger ein tolles Laufduell im irischen Strafraum und erkämpft sich den Ball. Gegen den Abseits-Pfiff kann er aber wenig machen.

Voskoboinikov führt sich direkt grandios ein: Ein eher unangenehmen Pass nimmt er in 25 Meter Torentfernung mit dem Rücken zum Tor an und versucht einen Dropkick. Der sieht sehr gut aus und wäre wohl gefährlich geworden, hätte Kelly den Ball nicht abgeblockt. Trotzdem, starke Szene des Neuen.

Einwechslung bei Estland: Vladimir Voskoboinikov
Rüütli wechselt zum ersten Mal und nimmt seinen verwarnten Verteidiger raus. Gut so.

Ungeschickt von Piiroja: Der schlacksige Verteidiger checkt Walters bei der Ballannahme von hinten um und es gibt Freistoß für die Iren. Und das aus gefährlicher Position, letztlich aber völlig harmlos.

Fast das 2:0! Andrews bringt den Ball von der linken Torauslinie zurück in den Fünfer, wo Keane direkt abschließt. Aus derart kurzer Distanz hätte Pareiko wohl keine Chance gehabt, doch Klavan hilft seinem Keeper und block den Nahschuss toll ab. Die Vorentscheidung ist verschoben.

Ohne Wechsel geht es weiter.

Halbzeitfazit:
Mit einer knappen, aber verdienten Führung gehen die Iren in die Pause. Die Gäste zeigen hier eindeutig das reifere, anspruchsvollere Spiel, wirken in der Offensive aber oft ideenlos. Dank Waters präzisem Kopfball konnten sie aber dennoch in Führung gehen, ohne durch die Esten in große Gefahr gebracht zu werden. Zwar spielen die Gastgeber keinen schlechten Ball, bleiben aber offensiv noch harmloser als ihre Gegner und mussten einen frühen Platzverweis hinnehmen. Schade, das hatten sich die Außenseiter heute sicher anders vorgestellt.

McGeady zeigt, dass man auch unter Trapattoni dribbeln kann und zeigt aus dem zentralen Mittelfeld kommend ein schönes Solo bis zum gegnerischen Strafraum. Da stoppt ihn dann aber Jääger und klärt zum Einwurf.

Gelbe Karte für Jarmo Ahjupera (Estland)
Das muss Rot sein! Ahjupera will einen hohen Ball erreichen, versucht das aber aus unerfindlichen Gründen mit dem sehr hohen Bein. In der Folge trifft er Walters circa 170 Zentimeter über dem Rasen mit dem Fuß am Kopf, wird für dieses extrem gefährliche Spiel aber nur verwarnt. Glück für die Gastgeber, die so nur einen Spieler weniger auf dem Feld haben.

Waters kommt gegen die blauen Verteidiger immer wieder zum Kopfball. Jetzt flankt Kelly von der rechten Seitenlinie schön ans Fünfereck zu seinem Mitspieler, der den Ball aber nicht druckvoll aufs Tor bringt. Pareiko fängt das Leder sicher.

Die Esten versuchen es weiter und verdienen sich hier von Minute zu Minute mehr Respekt. Ab der Strafraumgrenze tun sich die Gäste gegen die eigentlich ziemlich unbeweglichen irischen Verteidiger aber zu schwer. Immer wieder müssen sie es aus der Distanz versuchen und das klappt nicht immer gut, wie jetzt Kink von halb rechts zeigt.

Gelb-Rote Karte für Andrei Stepanov (Estland)
Bitter für Estland: Keane startet durch und wird von Stepanov vor dem Strafraum klar abgeräumt. Das gibt die zweite Verwarnung und damit müssen die Gastgeber das Spiel in Unterzahl drehen.

Je früher die Iren angreifen, je harmloser werden die Esten im Spielaufbau, da ihr bester Mann Vassiljev dadurch relativ isoliert bleibt. Doch die Gäste vertrauen meist weiter ihren klassisch-tiefstehenden Verteidigern, die aber nicht immer souverän wirken.

Gute Grätsche von Ward: Kink bekommt den Ball aus dem Mittelfeld gut in den rechten Strafraum gelegt, kommt aber nicht zum Abschluss, da der Ire das lange Bein ausfährt. Das aber vorbildlich fair und so gibt es nur eine Ecke für die Esten, welche aber keine Gefahr bringt.

Irland ist durch Vassiljevs Schuss vor den Bug wieder aufgewacht. Nach der Führung hatte sich der Favorit etwas fallen lassen, jetzt suchen die Grün-Weißen wieder den Weg nach vorne. Inzwischen haben sich die Verteidiger der Heimmannschaft um Piiroja aber gefunden und stehen gut.

Fast der Ausgleich! Auch Vassiljev haut aus der Entfernung drauf und sein Versuch hat es in sich. Von halb rechts zielt er auf den linken Winkel und genau dort droht der Ball auch einzuschlagen. Given fliegt vergeblich, sieht dann aber, dass das Leder den Innenpfosten um circa 30 Zentimeter verfehlt und ins Aus fliegt. Es wird enger für die Gäste!

Jetzt schießt auch Klavan aus der Distanz und er macht das schon besser als sein Mitspieler. Zwar geht auch sein Ball an Givens Kasten vorbei, doch schon so knapp, dass der irische Keeper erstmal seine Verteidiger anbrüllt, den Gegner früher zu stellen.

Im Strafraum wird es eng für die Esten. Kink geht quer zur Linie und sucht eine Anspielstation, findet diese aber nicht. Letztlich versucht er es mit einem Schuss aus über 30 Metern, der dann eben so weit über das Tor fliegt.

Gelbe Karte für Andrei Stepanov (Estland)
Der Verteidiger der Esten kommt im Mittelfeld deutlich einen Schritt zu spät. Die erste Verwarnung der Partie ist die Folge.

Wer aber erwartet hat, dass Estland nach einem Tor einbrechen würde, sieht sich getäuscht. Die Balten spielen weiter - so gut es geht - nach vorne, immer wieder gut angetrieben vom bisher starken Vassiljev.

Tooor für Irland, 0:1 durch Keith Andrews
Dann doch die schnelle Führung des Favoriten und das auf eine zu einfache Weise: Irland greift an und bringt den Ball zu McGeady auf den linken Flügel. Der steht links am Strafraum, wird von Jääger nicht genug unter Druck gesetzt und bringt den Ball gefühlvoll nach innen. Dort steht Andrews im Fünfer gegen zwei Gegner, überspringt aber beide und nickt den Ball unhaltbar unten rechts ins Tor. Keine Chance für Pareiko und in Dublin zittern die Tresen.

Ein Raunen geht durchs Stadion... Vassiljev bekommt den Ball im linken Halbfeld und hält aus gut 20 Metern drauf. Sein Schuss wird abgefälscht und gerät zu einer gefährlichen Bogenlampe, die sich hinter dem reglosen Given absenkt. Letztlich landet das Leder aber klar auf, nicht im Tor.

Langsam bringen die Esten die ersten eigenen Angriffe zustande. Und die sehen nicht schlecht aus...

Wie nicht anders zu erwarten, bestimmen die grün-weiß spielenden Iren das Match von Beginn an. Doch die blau gekleideten Esten wirken hellwach und extrem fokussiert. Die Bedeutung des Spiels ist ihnen eindeutig bewusst, aber alleine dadurch werden sie es nicht zur Endrunde schaffen...

Stürmer Walters, der heute an der Seite von Keane in der irischen Offensive spielt, produziert den ersten Torschuss der Partie. Der gerät aber viel zu lasch, um Pareiko ernsthaft in Gefahr zu bringen.

Entsprechend verspricht die in wenigen Minuten beginnende Partie zwar keinen schönen Angriffsfußball, wohl aber immense Spannung. Zwischen dem Überraschungsteam und dem unfreiwilligen Favoriten geht es schließlich um die Vorentscheidung, wer an der EM wird teilnehmen dürfen. Und das wäre für beide Seiten, Erfahrung hin oder her, ein emotionales Großereignis.

Doch einfach ist die Situation für den Favoriten damit heute ganz und gar nicht. Denn die Iren zeichneten sich schon in der Gruppenphase nicht durch zahlreiche Offensivaktionen, sondern durch ihre Verteidigung aus. Doch wann immer ihre Angreifer gefragt waren, zeigten Trapattonis Männer vor allem im Kreativen deutliche Defizite. Ob diese beschränkten Mittel heute gegen wahrscheinlich tief stehende Esten ausreichen werden, bleibt abzuwarten. Je länger hier kein Tor fallen wird, um so größer wird jedenfalls der Druck auf den Schultern der Gäste. Mal sehen, ob sie mit der Last des klaren Favoriten umgehen können.

Die Iren hingegen, betreut vom "Maestro" Trapattoni, haben eine ganze Reihe großer Namen im Kader. Doch auf Spielern wie Duff, Given und Keane lastet heute natürlich genau deshalb riesige Verantwortung. Ganz klar stehen die Iren unter Druck, am besten schon heute hier alles klar zu machen, schließlich haben sie das scheinbar leichteste Los für die Playoffs gezogen.

Die Euphorie um Talinn ist entsprechend groß. Auf individuelle Klasse können die Gastgeber dabei nicht setzen, sie setzen wie gewohnt auf ihre mannschaftliche Geschlossenheit. Doch auch der Außenseiter hat seinen "Stars": Besonders im Fokus wird heute Torjäger Konstantin Vassiljev stehen, der in der Gruppenphase fünf Treffer erzielt hat.

Doch das von Tarmo Rüütli trainierte Team der Namenlosen schaffte das scheinbar Unmögliche und musste sich nur den Italienern geschlagen geben. Damit erreichten die Underdogs aus Nordost-Europa völlig überraschend Rang zwei der Gruppe C und haben in zwei Spielen gegen die natürlich favorisierten Iren die Chance, sich zum ersten Mal in ihrer Geschichte für ein internationales Turnier zu qualifizieren.

Im Schatten der drei anderen Playoff-Begegnungen am heutigen Abend empfängt Estland in der Lilleküla Arena von Talinn heute Irland. Dass die Balten in dieser Phase der EM-Qualifikation überhaupt noch eine Rolle spielen, gilt allgemein als größte Überraschung der Gruppenphase. Schließlich galten die Esten in einer Gruppe mit u.a. Italien, Serbien und Slovenien als klarer Außenseiter.

Herzlich willkommen zum Liveticker des Playoff-Hinspiels für die EM 2012 zwischen Estland und Irland.